
Das Wissen über die Impedanzen des menschlichen Körpers und der Körper von Nutztieren war bis in die späten siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts (also etwa bis 1980) so lückenhaft, daß es nicht möglich war, zuverlässige Aussagen für die Normen zum Schutz gegen elektrischen Schlag zu machen. Dies galt sowohl für Wechselstrom 50/60 Hz und Gleichstrom, als auch für höhere Frequenzen.
Man begnügte sich damals mit den Ergebnissen der sehr sorgfältigen Untersuchungen von Freiberger, die etwa 1930 durchgeführt worden waren, aber erst Messungen an lebenden Menschen mit Berührungsspannungen bis 200 V a.c. 50 Hz und Gleichstrom mit verschiedenen Berührungsflächen und Berührungsbedingungen, die etwa ab 1975 durchgeführt wurden, führten zu einem Quantensprung des Wissens mit auswertbaren Daten für die Körperimpedanzen einer Population von lebenden Menschen. Diese ersten Ergebnisse wurden im IEC-Bericht 60479 - Teil 1, zweite Auflage 1984 veröffentlicht.
Auch für Tiere konnten genauere Werte für die Körperwiderstände aus verschiedenen Messungen zusammengestellt werden und führten zu einem brauchbaren Widerstandsmodell, das im IEC-Bericht 60479 - Teil 3, erste Auflage (1998) enthalten ist. Erst in letzter Zeit konnten aufgrund von neuen Messungen von Körperimpedanzen bei lebenden Menschen bei trockenen, wassernassen und salznassen Berührungsflächen verschiedener Größe und durch Berücksichtigung der Änderungen der Körperimpedanzen von Leichen als Folge von Temperaturänderungen zuverlässige Aussagen für eine Population lebender Menschen für die 5%, 50% und 95% Grenzen der Gesamtkörperimpedanz ZT für Wechselstrom 50/60 Hz und Gleichstrom gemacht werden. Alle Messungen und Ergebnisse sind in dem vorliegenden Bericht ausführlich beschrieben. Berechnungsbeispiele für Körperimpedanzen unter Bedingungen, die bei Elektrounfällen häufig auftreten, und die Darstellung der statistischen Methoden, die für die Auswertung der Meßergebnisse verwendet wurden, erleichtern das Verständnis des Berichtes.
Ein Auszug aus diesem Bericht wurde in englischer Sprache dem Technischen Komitee 64 der IEC, und zwar den Arbeitsgruppen 4 und 9 mit den Dokumenten IEC 64/WG 4/WG 9/Biegelmeier/01+02/2000 zur Kenntnis gebracht.
Infolge der steigenden Kritik an Tierversuchen, geschweige denn an Versuchen mit lebenden Menschen stellt der Inhalt des ESF-Berichtes Nr. 2 voraussichtlich für viele Jahre die einzige wissenschaftliche Grundlage über Körperimpedanzen von lebenden Menschen dar, auf der die Normen für den Schutz gegen elektrischen Schlag aufgebaut werden können und ist deshalb von unschätzbarem Wert.